Geschichte(n) der Jusos Frankenthal (Pfalz)
Mein eindrucksvollstes und vielleicht schönstes Erlebnis bei den Roten Falken im Winter 1947
Eine Wanderung mit dem Schlitten bei viel Schnee um die Jahreswende 47-48 in den Pfälzerwald. Mit dem Zug fuhr eine fröhliche Schar junger Menschen, die „Roten Falken", aus Frankenthal nach Bad Dürkheim. Von da ging es zu Fuß, rutschend und schlierend, die Mädchen saßen auf den Schlitten, zur Limburg und weiter zur Gaststätte „Alte Schmelz": Es lag wie schon gesagt, um die Jahreswende 47/ 48 viel Schnee und es war bitter kalt.
Fast alle heimischen Betriebe hatten in der damaligen Notzeit mangels Heizung den Betrieb ruhen lassen. Hinter uns lag die dritte Weihnacht nach dem Kriege und zugleich 2 ½ Jahre amerikanischer und französischer Besatzungszeit. Der Weg an der Jugendherberge in Bad Dürkheim vorbei, stieg ganz schön an - gerade zum Rodeln einladend. Und es müssten keine Jugendlichen gewesen sein, wenn sie nicht jedes Gefälle der Straße zum Rodeln genützt hätten. Es herrschte eine frohe Stimmung. Und gerade das starke Gefälle der Straße an der Jugendherberge lies uns länger dort verweilen, und ausgelassen winterliche Freuden genießen. Immer weiter ging es zum Start für das Rodeln die steile Straße hinauf, und weiter ging es auch mit dem Schlitten, die gesamte Rodelbahn (Straße) hinab. Schöne Fahrten. Doch weiter unten war die Straße gestreut und der Kannel, wie wir Frankenthaler sagen, von Schnee und Eis befreit. Je länger die Schlittenfahrten waren, desto größer die Freude. Eventuelle Gefahren sah man nicht, im jugendlichen Leichtsinn. Er lag auf dem Schlitten und lenkte ihn so. Die begeisterte Amazone saß auf seinem Rücken, und so rasten beide nach unten.
Es ging auch alles so weit gut, bis der Schlitten durch das beseitigte Eis und den Schnee abrupt gebremst wurde. Er schoss ohne Schlitten in die Straßenrinne und sie umarmte einen am Bordstein stehenden Baum. Das ganze Gesicht war blau und voller übler Schrammen. Er, bedrückt. Anwohner warnten uns vor den Risiken solcher Rodelfahrten.Es habe hier schon aus Leichtsinn oder waghalsige Rodelei Opfer gegeben.
Aber es ging nun weiter durch den Schnee im Wald zur „Alten Schmelz", um unsere kargen Rationen, die jeder von zu Hause dabei hatte, zu verzehren. Dort angekommen: Lauter Gesang dringt von Innen nahch Außen. Als wir eintraten sahen wir französische Soldaten. Sie sangen Lieder aus ihrer Heimat, vielleicht auch Soldatenlieder. Es war eine ganze Anzahl junger französischer Menschen wie wir, Ältere unter uns, die auch mal Soldat waren und das Glück hatten frühzeitig aus der Gefangenschaft heimzukehren. Singen verbindet. Der Funke sprang über. Wie selbstverständlich sangen wir, die Roten Falken, Wander- und Arbeiterlieder. Ja, es entwickelte sich ein Sängerwettstreit. Mal sangen die französischen Soldaten, mal wir, immer abwechselnd. Sodann kam ein Höhepunkt, in dieser schweren Zeit.
Die Die französischen Soldaten richteten die Bitte an uns: Stille Nacht - Heilige Nacht zu singen. Wir Falken, erfüllten die Bitte sehr gerne. Man sah ihnen an, dass sie ergriffen waren. Stille Nacht - Heilige Nacht! Ein besonderer Beifall dankte uns. So trat das Menschenverbindende hervor, und hat auch gesiegt. Vielleicht auch ein Beispiel für Friede auf Erden! Man fragte uns wo wir herkämen und wohin wir wollten. Das Angebot auf ihren LKW''s uns mitzunehmen bis zum Bahnhof Freinsheim wurde gerne angenommen. In stürmischer Fahrt auf offenen 3-Achser LKW''s, ohne Bordwände, fuhren wir gemeinsam zum Bahnhof Freinsheim. Gegenseitiger Dank und Abschiedsworte beendeten einen schönen, erlebnisreichen Tag.
Der Lenker des Rodels war damals Emil Maser.
geschrieben von unserem Ehrenmitglied und Gründungsvater der Jungsozialisten, sowie den Roten Falken:
Emil Maser